Vom Bund fürs Leben soll auch die Psyche profitieren. Forscher bemerkten nun sogar einen gewissen Schutz vor Depressionen. Das gilt allerdings längst nicht für jeden.
Mit Trauschein lebt es sich entspannter. Wer gerade in einer Beziehungskrise steckt und der ewigen Streitereien müde ist, mag darüber nur müde lächeln. Medizinisch jedoch spricht viel dafür, dass die Ehe Vorteile bietet. Längst ist in zahlreichen Studien beschrieben worden, dass dauerhafte Beziehungen gesünder sind als das Dasein als Single und dass sich ein Trauschein gleich auf verschiedene Beschwerden positiv auswirken könnte. Angefangen von Bluthochdruck über erhöhte Cholesterinwerten bis hin zu Blutzuckerwerten beim Diabetes (1). Ehepartner haben sogar eine bessere Prognose bei schweren Erkrankungen wie dem Krebs (2).
Nun zeigt eine Studie an 1600 Zwillingen, dass die Ehe sich auch auf depressive Symptome auswirkt. Zwar haben schon andere Forscher herausgefunden haben, dass es einen Zusammenhang zwischen der Ehe, Stress und Depressionen gibt. Verheiratete Menschen etwa berichten häufig von weniger Stress und depressiven Symptomen als solche, die entweder geschieden sind oder nie geheiratet haben. Forscher um Christopher Beam (3) wollten nun jedoch wissen, ob Männer oder Frauen davon gleichermaßen profitieren und ob es dafür auch genetische Erklärungen gibt. Von der Variante eines den Serotonin-Haushalt regulierenden Gens (5-HTTLPR) etwa ist schon bekannt, dass sie bei Trägern sowohl die Wahrnehmung von Stress erhöht, wie auch das Risiko für depressive Symptome.
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler ausschließlich Zwillinge. Da die nicht nur in den ersten Lebensjahren im gleichen Umfeld aufwachsen, sondern sich genetisch auch entweder zu fast 100 (eineiige Zwillinge) oder 50 Prozent (zweieiige Zwillinge) gleichen, können sie auf die Fragen der Forscher wichtige Antworten liefern. Unterscheiden sich zum Beispiel in einem untersuchten Merkmal die eineiigen Zwillinge von zweieiigen, so spricht das für einen starken genetischen Einfluss.
Die Forscher verglichen dabei verheiratete Zwillinge mit geschiedenen Zwillingen und mit solchen, die nie geheiratet hatten. Etwa die Hälfte der Zwillinge war verheiratet, rund neun Prozent gab an, geschieden zu sein. Bei ihrer Analyse fanden die Forscher nun Hinweise darauf, dass eine Ehe den Einfluss der Gene auf depressive Symptome senkt. Der Theorie nach reduziert die Anwesenheit eines Ehepartners emotionale Reaktionen auf Stress. Allerdings traf das zur Verwunderung der Forscher vor allem auf Frauen zu. Die Vererbbarkeit von durch Stress verursachten depressiven Symptomen war bei ihnen kleiner als bei anderen Zwillingen. Eine Scheidung sorgte für den gegenteiligen Effekt.
Womöglich profitieren Frauen mit einer solchen Veranlagung mehr von einer Ehe als Männer. Doch was ist mit anderen Faktoren, die sich auf das Risiko einer depressiven Verstimmung auswirken? Nach den Daten dieser Forscher schmälerte die Ehe nicht die den Effekt der Umwelteinflüsse, die über Stress zu depressiven Symptomen führen. Woran aber liegt das? Die Autoren vermuten, dass eine Ehe zwar die biologische Anfälligkeit für die Wahrnehmung von Stress reduziert. Die täglichen Probleme in einer Ehe oder die zusätzlichen Aufgaben in der Familie könnten jedoch depressive Probleme begünstigen, die sich bei Singles nicht so schnell gezeigt hätten. Außerdem weiß man, dass nicht-verheiratete Frauen in der Regel auf ein größeres soziales Netzwerk zurückgreifen können. Welche Auswirkungen eine Ehe also letztendlich auf Frauen hat, scheint stark davon abhängen, wie viel Unterstützung sie von ihrem Partner bekommen. Doch auch das gilt es noch zu überprüfen.
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