Britische Forscher glauben, dass bestimmte Pflanzenstoffe die Menge an Körperfett beeinflussen können.
Es gibt diese einfache Regel. Wer weniger Kalorien aufnimmt als er verbrennt, der nimmt ab. Deswegen geht es bei Abnehmprogrammen vor allem darum, Kalorien einzusparen. Und trotzdem ist die Regel zu einfach, weil man heute davon ausgeht, dass sich nicht nur die Essens- oder Kalorien-Menge auf das Gewicht auswirkt. Einfluss haben auch einzelne Inhaltsstoffe aus den Lebensmitteln. Eine aktuelle Studie aus Großbritannien etwa lässt nun vermuten, dass bestimmte Pflanzenstoffe dabei helfen könnten, schlank zu bleiben.
Flavonoide sind sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe, die nur von Pflanzen gebildet, aber nicht von ihnen gebraucht und weiter verarbeitet werden; sie geben vielen Obst- und Gemüsesorten ihre rote, blaue, hellgelbe oder violette Farbe. Man findet sie beispielsweise in Äpfeln und Zwiebeln, Soja oder Tee. Zu den häufigsten Flavonoiden gehören Flavonole, Flavanole, Flavanone, Flavone, Anthocyane und Isoflavonoide. Wissenschaftler wissen seit langem, dass die Stoffe mehr können als unser Essen bunt zu machen.
Sie gehen davon aus, dass sich diese Naturstoffe positiv auf die Gesundheit auswirken können. Da die Pflanzen sie nicht brauchen, aber speichern, werden sie mit der Nahrung aufgenommen und in den menschlichen (und tierischen) Metabolismus eingespeist. So gibt es Hinweise, dass Flavonoide einen gewissen Schutz vor Darm- oder Brustkrebs bieten und oder helfen, Herzkreislaufkrankheiten zu verhindern. Es gibt jedoch noch eine weitere Möglichkeit, wie Flavonoide die Gesundheit verbessern könnten: Über das Gewicht.
Um das zu überprüfen, analysierten Forscher um Amy Jennings von der Norwich Medical School Ernährungsgewohnheiten von 2734 gesunden, weiblichen Zwillingen im Alter zwischen 18 und 83 Jahren (1). Aus den Informationen, die sie bekamen, kalkulierten sie, wie viel der unterschiedlichen Flavonoide die Frauen täglich aufnahmen. Außerdem maßen die Forscher den Körperfettanteil mit der Dual-Röntgen-Absorptiometrie, einer Methode mit der man auch die Dichte von Knochen misst.
Die Wissenschaftler beobachteten, dass Frauen, die besonders viel von flavonoidreichen Lebensmitteln zu sich nahmen, einen geringeren Körperfettanteil besaßen als Frauen, die weniger davon aßen. Auch die Menge an Bauchfett unterschied sich signifikant zwischen beiden Gruppen. Dazu muss man wissen, dass Bauchfett als wichtiger Risikofaktor für Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herzbeschwerden gilt.
Der Zusammenhang blieb auch dann noch besehen, als die Wissenschaftler andere Einflüsse berücksichtigten wie etwa die Bewegungsfreude der Teilnehmer, die Gesamtmenge der Kalorien, die sie aufnahmen oder die Menge an Obst und Gemüse.
Sie vermuten daher, dass diese Effekte nicht allein einer kalorienarmen Ernährung oder einer ausreichenden Bewegung zuzuschreiben sind, sondern auch Inhaltsstoffen wie den Flavonoiden. Den größten Effekt scheinen in diesem Fall zwei Gruppen der Farbstoffe zu haben, die Anthocyane, die man unter anderem in Beeren und roten Trauben findet und die Flavone, die Petersilie oder Sellerie ihre Farbe verleihen.
Wer besonders viel von diesen beiden Stoffen aß, hatte etwa neun Prozent weniger Bauchfett. Einen geringeren Körperfettanteil maßen die Forscher dagegen bei Menschen, die im Gegensatz zur Vergleichsgruppe täglich 2 bis 3 mal mehr anthocyanreiche bzw. flavonreiche Nahrungsmittel zu sich nahmen, also statt 100 Gramm Beeren, 170 Gramm Pfirsiche, 80 Gramm Trauben, 120 Gramm Orangen oder 80 Gramm Paprika das doppelte bis dreifache.
Außerdem schauten sich die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Flavonoidaufnahme und Körperfett gezielt bei eineiigen Zwillingspaaren an, die sich in Hinblick auf Flavonoide ganz unterschiedlich ernährten. So wollten Sie herausfinden, ob die Ergebnisse, die sie gemessen hatten, unabhängig von genetischen Einflüssen waren. Tatsächlich zeigte sich auch bei den genetisch fast identischen Paaren: Wenn ein Zwilling bei flavonoidreichen Lebensmitteln häufig zugriff, hatte er weniger Bauchfett als der andere, der verhältnismäßig selten Flavonoide aß.
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