Forscher glauben, dass unser Erbgut zu einem erheblichen Teil darüber mitentscheidet, ob wir uns einen Hund ins Haus holen oder nicht.
Diese Liebe währt seit mindestens 15.000 Jahren. So lange schon leben Menschen mit Hunden zusammen. Sie waren die ersten Tiere, die wir domestiziert haben. Doch damals wie heute gilt: Nicht jeder wünscht sich einen Vierbeiner zur Seite. Ob man sein Leben mit einem Dackel, einem Pudel oder Labrador teilen möchte, hängt nicht nur davon ab, welche Erfahrungen man in seiner Kindheit mit diesen Tieren gemacht hat. Die Liebe zu Hunden ist auch genetisch bedingt, sagen schwedische und britische Forscher der Uppsala University und der University of Liverpool (1).
In ihre Studie flossen Daten ein von 35.035 eineiigen und zweieiigen Zwillingen, die zwischen 1926 und 1996 geboren wurden. Informationen zur Hundehaltung bekamen die Forscher über die Register der Regierung und der Hundezuchtvereine. Denn auch in Schweden müssen Hunde registriert werden.
Zwillingsstudien sind eine beliebte Methode, um herauszufinden, welchen Einfluss Umwelt und Gene auf Biologie und Verhalten der Menschen haben. Da eineiige Zwillinge nahezu ihr gesamtes Genom gemein haben, zweieiige Zwillinge aber nur etwa die Hälfte, können Vergleiche der Gruppen zeigen, ob die Genetik eine Rolle beim Besitz eines Haustieres spielt oder nicht. Tatsächlich zeigte sich die Hundeliebe besonders oft bei eineiigen Geschwisterpaaren. Besaß ein weiblicher Zwilling einen Hund, hatte die Zwillingsschwester mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent auch einen Hund. Bei zweieiigen Geschwistern sah das etwas anders aus: Dort hatte die Schwester nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent ebenfalls einen Hund.
Ähnliches beobachteten die Forscher bei männlichen Zwillingen: Ein männlicher eineiiger Zwilling mit einem Hund führte mit 29 prozentigen Wahrscheinlichkeit dazu, dass auch sein Zwillingsbruder Hundebesitzer war. Bei zweieiigen männlichen Zwillingen lag die Wahrscheinlichkeit nur bei 18 Prozent. Die Frage der Hundehaltung hat also eine große genetische Komponente. Die Wissenschaftler berechneten, dass die Vererbbarkeit dieses Merkmals bei Frauen bei 57 Prozent liegt und bei Männern bei 51 Prozent. Ein Schwachpunkt der Studie ist, dass sie nicht nachvollzieht, wie viele der Zwillinge mit einem Hund leben, der nicht auf sie selbst, sondern gar nicht oder auf ihren Partner registriert ist. Diese Informationen könnten sich auf die ermittelten Zahlenverhältnisse der Forscher durchaus auswirken.
So fällt das Resumee der Forscher auch vorsichtig aus: „Einige Leute sind Hundeleute, andere nicht. Und unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass vererbte Faktoren den Unterschied erklären können“, fasst Tove Fall, Professor für Molekulare Epidemiologie, Universität Uppsala, die Ergebnisse zusammen. Die Zwillingsstudie lässt zudem keine Schlüsse darauf zu, welche Gene dabei betroffen sind. Deshalb wollen die Wissenschaftler in einem nächsten Schritt erforschen, welche genetischen Varianten für die Liebe zu Hunden entscheidend sind und wie sie sich andere Gesundheitsfaktoren auswirken.
Immer wieder lassen Studien vermuten, dass Hunde einen positiven Einfluss auf die Gesundheit ihrer Besitzer haben können. Sei es in der Pflege oder im Alltag. Hundebesitzer scheinen seltener Asthma (2) zu entwickeln, sich mehr zu bewegen (3) und länger zu leben (4). Die Frage ist: Woran liegt das? Ist es ein Effekt der direkt vom Hund ausgeht oder geht es vielmehr darum, dass Hundeliebhaber andere genetische Voraussetzungen mitbringen? Carri Westgarth, Dozentin für Mensch-Tier-Interaktion an der University of Liverpool und Mitautorin der Studie, sagt: "Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der vermeintliche gesundheitliche Nutzen des Besitzes eines Hundes, der in einigen Studien berichtet wurde, teilweise durch die unterschiedliche Genetik der untersuchten Personen erklärt werden kann.“
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