Wer aufhört zu rauchen, nimmt oft zu. Wie groß der Unterscheid ist und ob das auch an den Genen liegt, haben Forscher nun bei Zwillingen untersucht. Sie kommen zu einem eindeutigen Ergebnis.
Zuzunehmen ist eine der großen Ängste von Rauchern, die gern aufhören wollen. Tatsächlich legen die meisten Ex-Raucher in der ersten Zeit drei bis vier Kilo zu. Außerdem zeigen Studien, dass Raucher im Schnitt weniger wiegen als ehemalige Raucher. Für einige ist diese Aussicht Grund genug, weiter zu qualmen.
Aber geht es bei der Verbindung von Zigaretten und Gewicht nur um Nikotin? Oder gibt es noch eine andere Erklärung? Um das herauszufinden, untersuchte eine Gruppe von Forschern um Maarit Piirtola von der University of Helsinki (1) nun Zwillingsgeschwister, darunter auch solche, die sich in ihrem Rauchverhalten maßgeblich unterschieden. Ihr Fazit: Gene und gemeinsame Umweltfaktoren scheiden als Erklärung aus.
Ganz eindeutig ist der Zusammenhang zwischen Zigaretten und Gewicht nicht immer. Denn Raucher legen nicht unbedingt in dem Maße zu, in dem sie vorher geraucht haben. Und auch nicht jeder Raucher nimmt zu, wenn er aufhört zu qualmen, einige nehmen sogar ab. Dazu kommt, dass sowohl beim Gewicht wie auch beim Rauchen die Gene eine Rolle spielen. Es gibt sogar eine Studie, in denen die gleiche genetische Variable bei Rauchern mit einem niedrigen BMI assoziiert war, bei Nichtrauchern aber mit einem höheren BMI (2).
Es könnte also sein, so die Überlegung der Forscher, dass sich Menschen, die rauchen, von Nichtrauchern nicht nur in ihrem BMI und ihrem Gesundheitsverhalten unterscheiden, sondern auch in ihrem Genotyp, also ihrer genetischen Ausstattung und bestimmten Einflüssen aus ihrer Umwelt. Um Belege für diese Hypothese zu finden, werteten die Forscher die internationale CODACTwins Database aus. Die Datenbank beinhaltet Informationen zum Rauchverhalten und dem BMI von fast 157000 Zwillingen aus den Jahren 1960 bis 2012.
Wie zu erwarten, hatten Raucher einen niedrigeren BMI als Nichtraucher. Auch wogen ehemalige Raucher mehr als Raucher. Und das unabhängig vom Geschlecht. Der Zusammenhang galt zudem für Männer wie für Frauen. Allzu große Sorgen müssen sich Raucher dagegen nicht machen. Beim Vergleich von Zwillingsgeschwistern, von denen einer geraucht und aufgehört hatte, der andere aber zeitlebens Nichtraucher war, unterschied sich das Gewicht kaum (1). Die Arbeit der Wissenschaftler deckt sich auch mit den Ergebnissen zweier weiterer Untersuchungen, in denen ehemalige Raucher nur soviel zunahmen, bis sie auf dem Level der nicht rauchenden Zwillingsgeschwister waren (3,4). Diese Information könnte, so die Autoren, Bedenken von Rauchern, die aufhören möchten, eine wenig entkräften.
Und was sagen die Forscher zu einer Beteiligung der Gene? Belege dafür fanden die Forscher keine. Auch das gemeinsame Umfeld der Zwillingsgeschwister soll keine Rolle gespielt haben. Vielleicht ist es also doch das Nikotin selbst. Denn das vermindert im Gehirn das Hungergefühl. Auch das Belohnungssystem könnte eine Rolle spielen. Ohne Zigaretten suchen sich viele ehemalige Raucher vor allem in der ersten Zeit etwas anderes, dass ihnen das wohlige Gefühl der Belohnung verschaffen kann. Nicht selten sind das dann Süßigkeiten.
Diskutiert wird außerdem, ob die Körper von Rauchern energietechnisch verschwenderischer sind. Einige kleine Studien lassen vermuten, dass Raucher pro Tag ungefähr 200 Kilokalorien mehr als Nichtraucher verbrauchen. Bisher sind die Untersuchungen dazu jedoch eher widersprüchlich.
Auch die Studie dieser Forscher hat Schwächen. Die Angaben zum Rauchen und zum BMI etwa stammen von den Teilnehmern selbst. Auch gab es keine Informationen zum Gesundheitsstatus der Teilnehmer, obwohl Krankheiten den BMI und das Rauchverhalten maßgeblich beeinflussen können.
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