Warum es für manche Menschen gar nicht süß genug sein kann und welche Rolle dabei die Gene spielen, haben Wissenschaftler in Australien untersucht.
Die Gier nach Zucker ist uns in die Wiege gelegt. Keine andere Geschmacksrichtung zieht uns Menschen so sehr an, selbst Babys zaubert sie schon ein Lächeln ins Gesicht.
Geht es jedoch um die Menge an Süßem, dann unterscheiden sich die Geschmäcker. Während der eine seinen morgendlichen Kaffee gern mit drei Löffeln Zuckern trinkt, wendet sich manch anderer bei so viel Süße lieber ab.
Warum es nicht jeder sehr süß mag, haben Forscher der University of Queensland bei Amerikanern, Briten und Australiern untersucht. Die Forscher gehen davon aus, dass es auch die Gene sind, die beeinflussen, wie man Süßes wahrnimmt und wie viel man davon isst und trinkt.
Wenn Lebensmittel unsere Geschmacksknospen berühren, erzeugen sie ein Signal, das über die Geschmacksnerven zum Gehirn gelangt. Dies erzeugt eine Geschmacksempfindung und hilft uns bei der Entscheidung, ob uns das Essen schmeckt.
Die genetische Forschung der letzten Jahre hat sich daher weitgehend auf die Gene für die Geschmacksrezeptoren für Süßes konzentriert und die Frage, ob die Variationen in diesen Genen Einfluss darauf haben, wie empfindlich man auf Süßes reagiert und wie viel Zucker man im Laufe des Tages zu sich nimmt.
Forscher um Liang-Dar Hwang nehmen jedoch an, dass bei der Vorliebe für Süßes mehr Erbgutabschnitte eine Rolle spielen, als man bislang dachte. Schon 2015 hatten die Wissenschaftler gezeigt (1), dass die Gene zu etwa 30 Prozent dafür verantwortlich sind, wie Menschen die Süße von Zuckern oder Süßstoffen wahrnehmen. Nur, welche Gene das sind, das wussten sie nicht.
In der aktuellen Studie (2) wollten sich die Forscher den Einfluss des Erbgutes daher genauer angucken. Dafür haben sie Daten von mehr als 170.000 Personen europäischer Herkunft aus Australien, den USA und Großbritannien analysiert.
Von australischen Zwillingen wollten die Forscher wissen, wie süß sie Glukose und Fruktose und künstliche Süßstoffe wie Aspartam und Neohesperidin-Dihydrochalcon empfanden. Sie untersuchten auch, wie süß amerikanische Zwillinge Zucker fanden und ob ihnen ihr Geschmack gefiel. Außerdem berechneten sie, wie viel Zucker die Briten europäischer Herkunft jeden Tag über Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Milch und Käse oder auch Süßigkeiten zu sich nahmen.
Danach werteten die Forscher die Assoziationen zwischen Millionen von genetischen Markern im Genom und der Wahrnehmung von süßem Geschmack und Zuckerkonsum mit Hilfe einer Technik aus, die als genomweite Assoziationsanalyse bekannt ist.
Einer der Zusammenhänge, die die Wissenschaftler fanden, war die Assoziation zwischen dem FTO-Gen auf dem Chromosom Nummer 16 und der Zuckeraufnahme. Bisher wurde dieses Gen vor allem mit Übergewicht und damit einhergehenden Gesundheitsrisiken in Verbindung gebracht. Möglicherweise reguliert dieser Erbgutabschnitt über seine Proteinprodukte im Gehirn aber auch den Appetit und den Energieverbrauch.
Außerdem fanden die Forscher weitere mögliche Zusammenhänge zwischen Genen, die nichts mit den Zucker-Rezeptoren zu haben und dem Empfinden von Süße und der Aufnahme von Zucker. Um die jedoch zu bestätigen, braucht es noch größere Studien.
Dazu kommt, dass die Forscher nur große Populationen europäischer Abstammung untersucht haben. Hinweise, dass es sich Bevölkerungsgruppen in diesem Punkt unterscheiden, gibt es schon. So scheinen Menschen afrikanischer Abstammung eher dazu zu neigen, mehr Zucker zu essen als Menschen europäischer und asiatischer Abstammung.
Was die Studie nahelegt ist jedoch, dass das Gehirn eine wichtige Rolle dabei spielt, wie süß wir etwas finden und wie viel Zucker wir essen. Und das längst nicht alles davon mit den Geschmacksensoren im Mund zusammenhängt.
Copyright © 2016-2017 Nicole Simon / Paul Enck. Alle Rechte vorbehalten.
Quellen: