Zwillinge sind einzigartig für die Forschung: da sie 100% identische Gene haben (wenn sie eineiig sind) und zunächst auch gemeinsam und in der gleichen sozialen Umgebung aufwachsen, kann man mit ihrer Hilfe erfahren, welchen Anteil jeweils Gene und Umwelt an allen Merkmalen und Verhaltensweisen haben, die Zwillingspaare untereinander teilen oder die sich zwischen ihnen unterscheiden. Diese Ergebnisse können beispielsweise verglichen werden mit der Merkmalsverteilung von zweieiigen Zwillingen, die nur 50% ihrer Gene teilen, aber 100% ihrer Umgebung (in jungen Jahren). Das hat die Zwillingsforschung der reinen Genforschung voraus. Doch auch der Genforschung helfen Zwillinge, um die Bedeutung der verschiedenen Gene für die Ausprägung von Merkmalen und Verhaltensweisen zu verstehen.
Um Forschung zu betreiben braucht man allerdings mehr als nur ein paar Zwillingspaare; in der Regel (und in den meisten Ländern dieser Welt) werden sogenannte Zwillingskohorten (Gruppen) geführt, die aus wenigen Hundert bis zu mehreren Tausend Zwillingen bestehen, freiwilligen Zwillingen, die kontinuierlich zu einzelnen Untersuchungen eingeladen oder in größeren Abständen mit speziellen Fragestellungen untersucht werden. Die größten dieser Kohorten werden in Finnland, in den Niederlanden, Großbritannien und in den USA geführt, mit jeweils mehreren Tausend Zwillingspaaren.
In Deutschland ist die Zwillingsforschung eher ein Stiefkind der Forschung: es gibt nur eine kleine Kohorte von mehreren Hundert Zwillingen in der Umgebung von Berlin (HealthTwist), sowie ein deutschlandweites Projekt mithilfe dessen u.a. die soziologischen und psychologischen Lebenschancen junger Menschen untersucht werden (TwinLife). Mit unserer Initiative (TwinHealth) möchten wir nun eine deutschlandweite Zwillingskohorte aufbauen, mit Schwerpunkt in Süddeutschland (Baden-Württemberg) und mit dem Ziel, wenigstens 5.000 Zwillinge einzuschließen.